SBot Live!

Um 14:00, 14:30 und 15:00 Uhr im Videochat:

Oliver Klepek

Erfahrungsbericht zum Jurastudium allgemein

Die Wahl des Jurastudiums

Die wohl schwierigste Herausforderung für viele Abiturienten in eurer Situation bringt die Frage mit sich, wie es nach der Schulzeit im Leben weiter gehen soll. Vor dieser Frage stand ich auch vor einigen Jahren und habe mich für ein Studium in den Rechtswissenschaften mit dem Ziel des Staatsexamens entschieden. Ein ausschlaggebendes Argument gab es dabei nicht, denn jeder Werdegang hat Vor- und Nachteile. Im Endeffekt müsst ihr für euch entscheiden, wo eure Interessen und Vorlieben liegen und euch dabei nicht von anderen Personen beeinflussen lassen.

Vorab ist wichtig, dass ihr im Jurastudium keine Gesetze auswendig lernen müsst. Ihr erlernt vielmehr den Umgang mit den Normen. Dabei geht es um die Interpretation des Gesetzestextes und die Anwendung auf den jeweiligen Fall. Es ist also entgegen seinem Ruf kein trockener Studiengang. Ihr besprecht in den Vorlesungen meist Vorschriften, geht in diesem Zusammenhang auf Grundsatzurteile oder aktuelle Rechtsprechung ein und schaut euch dabei an, wie die Gerichte in den konkreten Fällen entschieden haben. Da Fälle zum Teil sehr amüsant oder interessant sind, geht es in einigen Vorlesungen auch durchaus unterhaltsam zu. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ebenso die Grundlagen des Rechts erarbeitet werden müssen, was meist nicht so aufregend ist.

Beim Aufbau des Studiums unterscheiden sich die Hochschulen. Es besteht aber immer aus einem Grundstudium, in dem ihr die Grundlagen im Bürgerlichen Recht, die Staatsprinzipien und das Strafrecht kennen lernt. Zusätzlich wird im späteren Verlauf des Studiums ein Schwerpunkt belegt. Hier bieten die Universitäten verschiedene Spezialisierungen an. Wenn ihr bei der Einschreibung zum Studiengang schon wisst, auf welchen Fachbereich ihr euch spezialisieren wollt, könnt ihr das auch bei der Wahl eurer künftigen Hochschule mit einbeziehen. Ihr könnt aber auch nach einigen Semestern problemlos die Universität wechseln und meist bieten die Fakultäten ohnehin ähnliche Schwerpunktbereiche an. Das Jurastudium dauert lange und wird nicht mit dem Bachelor oder Master beendet, sondern mit dem Ersten Staatsexamen. Dieses setzt sich zum einen aus der Note eures Schwerpunktbereichs und zum anderen aus den Prüfungsleistungen, die ihr am Justizprüfungsamt ablegen müsst, zusammen. Wenn ihr Richter, Staatsanwalt oder Anwalt werden wollt, müsst ihr auch das Zweite Staatsexamen erfolgreich absolvieren. Hierfür durchlauft ihr, nach eurer Studienzeit an der Uni, im Referendariat mehrere Stationen in typischen juristischen Berufen.

Trotz der Länge der Ausbildung lohnt sich ein Jurastudium. Ihr werdet in allgemeinen gesellschaftlichen Themen geschult und erhaltet dadurch ein gutes Fundament, um im Alltag mitreden zu können. Ein großer Vorteil ist zudem, dass ihr mit einem abgeschlossenen Jurastudium ein breites Spektrum an Berufen ausüben könnt. Die klassischen juristischen Berufe sind zwar Anwalt, Richter und Staatsanwalt. Dennoch arbeiten auch viele Juristen in Unternehmen, der Politik, der Lehre, etc. Dabei ist der juristische Arbeitsmarkt für Bewerber zurzeit sehr gut und soll in den nächsten Jahren aufgrund einer großen Pensionierungswelle von Richtern und Staatsanwälten noch besser werden.

Solltet ihr also ohnehin in eurer Entscheidung sicher sein, Jura studieren zu wollen, dann kann ich euch nur darin bekräftigen. Wenn ihr noch Zweifel habt, dann nutzt die verbleibende Zeit und informiert euch weitergehend über das Studium und die Berufsbilder. Wichtig ist vor allem, dass ihr euch nicht von dem an einigen Universitäten vorhandenen hohen NC-Herausforderungen aufhalten lasst. Hier gibt es Möglichkeiten, im Nachrückverfahren einen Platz zu bekommen. Es gibt auch einige Universitäten in Deutschland, an denen man auch mit durchschnittlichen Abiturzeugnissen zum Studium zugelassen wird. Aufgrund des zentralen Staatsexamens kommt es ohnehin nicht darauf an, wo ihr studiert habt und wenn ihr doch in eure Wunschstadt wechseln wollt, ist dies nach einigen Semestern auch unabhängig von den Abiturnoten möglich. Unterschätzt auch eure Fähigkeiten nicht, eure Kommilitonen kochen auch nur mit Wasser und außerdem baut das Studium auf keinem Vorwissen aus der Schule auf, sodass die Karten vom ersten Semester an ohnehin neu gemischt werden.

Wenn ihr noch Fragen oder andere Anliegen zum Studium habt, könnt ihr mir auch gerne auf allen gängigen social-media Kanälen schreiben.

weiterer Erfahrungsbericht zum Jurastudium

weiterer Erfahrungsbericht

Die Idee, Erfahrungsberichte zur Studienwahl ehemaliger Schüler*innen zur Verfügung zu stellen, finde ich toll und würde gerne meinen ganz eigenen Bericht dazu steuern und eventuell kann ich damit jemanden, dem es ähnlich geht wie mir damals, ermutigen oder gar „inspirieren“.

Zu meiner Geschichte:

Ich selbst habe damals in der neunten Klasse mein zweiwöchiges Praktikum bei einem Anwalt in Gronau absolviert. Ich war schon immer fasziniert von dieser Berufsgruppe, habe nach dem Abitur jedoch nicht daran geglaubt, Jura studieren zu können, da man immer vermittelt bekommen hat, dass dazu ein außergewöhnlich gutes Abiturzeugnis benötigt wird.

Es besteht das Angebot von der Agentur für Arbeit, an einer Studienberatung teilzunehmen. Diese Möglichkeit kann ich tatsächlich jedem Abiturienten nur ans Herz legen. Ich selbst habe dieses Angebot vor knapp sechs Jahren wahrgenommen und siehe da: Auch wer keinen Schnitt  von 1,x hat, hat die Chance, einen Studienplatz für den Studiengang der Rechtswissenschaften zu ergattern und seinen Traum zu verwirklichen.

Ich studiere Jura an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle an der Saale. Damals (im Jahr 2015) gab es dort keinen NC. Natürlich muss man dazu sagen, dass Halle nicht gerade um die Ecke liegt und das schreckt leider viele ab. Jedoch muss man das, in meinen Augen, als Chance sehen. "Offen für Neues sein" ist das Motto!

Zum Studium:

„Jura? Ist das nicht total trocken?“ - Ja und nein.

Wer sich für das Studium der Rechtswissenschaften entscheidet, den erwarten vielseitige, spannende und interessante Bereiche. Es ist eingeteilt in drei Rechtsgebiete: Strafrecht, Zivilrecht und Öffentliches Recht.

Natürlich spricht einen ein Rechtsgebiet eventuell eher an als ein anderes. Allerdings muss man auch wissen, dass jedes einzelne Rechtsgebiet teilweise das tägliche Leben reflektiert und widerspiegelt.

Viele alltägliche Handlungen kriegen durch das Studium einen rechtlichen Background, sodass das Verständnis dafür gefestigt wird.

Allerdings muss man auch bedenken, dass Jura bedeutet, dass man viele Stunden/Tage und auch mal Nächte in der Bibliothek und auch am Schreibtisch verbringt, gerade zum Ende hin, wenn man sich intensiv (mind. ein Jahr) auf das erste Examen vorbereitet.

Zum Studienort und zur Uni:

Halle ist ein top Studienort. Nicht zu klein und nicht zu groß. Man fühlt sich wohl, lebt sich schnell ein und hat zudem noch die Nähe zu anderen schönen Städten, wie Leipzig, Dresden oder Berlin.

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kann ich zudem sehr empfehlen. Man wird zu Beginn im ersten Semester an die Hand genommen und langsam eingeführt in das Studentenleben, sodass man sich nicht verloren fühlt.

Tipp:

Wer Jura studieren möchte und sich nicht sicher ist bzgl. des Studienortes, dem lege ich ans Herz, die Bundesländer zu vergleichen. Jedes Bundesland regelt die Anforderungen an das Studiums selbst und anders.

Man sollte sich darüber informieren, wie das Studium aufgebaut ist (Stichwort: Hauptstudium, Schwerpunkt) und wie die jeweiligen Anforderungen im Einzelnen aussehen. Einige Bundesländer legen den Fokus mehr auf Klausuren, andere eher auf Hausarbeiten.

Zudem muss man in jedem Bundesland innerhalb des Studiums einen Schwerpunkt wählen, der jedoch unabhängig vom endgültigen Abschluss ist. Jede Universität bietet andere Schwerpunktbereiche an. Diese kann man sich ruhig vorab mal ansehen.

Fazit:

Ich kann jedem raten, den Schritt zu wagen. Man lernt viel fürs Leben, gerät aber auch an seine Grenzen und lernt sich selbst noch einmal anders kennen. Es ist eine Herausforderung, die jeder schaffen kann, der an seinem Ziel festhält.

Weiterführende Informationen auf der Webseite der Universität Osnabrück